Neue Friedenslinde für das Plätzel

Mit der neuen Linde wird das Erbe der alten Linde fortgeführt – als lebendiges Denkmal für den Frieden und die Geschichte Kandels

Am Samstag, den 01.03.2025 wurde auf dem Plätzel in Kandel eine neue Linde gepflanzt, die von der IUS Team Ness GmbH Institut für Umweltstudien gestiftet wurde. Außerdem ermöglicht wurde diese Pflanzung durch die großzügige finanzielle Unterstützung sowie dem personellen und materiellen Einsatz von Dieter Nagel Elektroanlagen, dem Bauhof Kandel, dem Elferrat der BiKaGe und der Firma Gaudier. Wir bedanken uns rechtherzlich für die ganzen Spenden der Unternehmer aber auch der Bürger. An den Lindenfond wurden bereits 2.065 € gespendet. Desweitern wurden an diesem Tag die Friedenslindebücher der Künstlergruppe Rurreal auf Spendenbasis verteilt.

Die historische Bedeutung dieses Baumes reicht weit zurück: Vor 150 Jahren, am 10. Mai 1871, wurde die ursprüngliche Linde zu einem besonderen Anlass gepflanzt – dem Ende des deutsch-französischen Krieges. In Weißenburg, Fröschviller und Reichshoffen, der Partnerstadt von Kandel, tobten am 6. August 1870 blutige Kämpfe mit über 19.000 Toten. Nach deutschen Offensiven kam es bereits am 2. September zur entscheidenden Schlacht bei Sedan. Napoleon III. wurde gefangen genommen, die Monarchie gestürzt und die Dritte Republik in Frankreich am 4. September ausgerufen. Paris kapitulierte erst im Januar 1871. Im prunkvollen Spiegelsaal von Schloss Versailles wurde bereits am 18. Januar 1871 Wilhelm I. zum Kaiser gekrönt, der Geburtsstunde von Deutschland. Der Frieden wurde am 10. Mai 1871 in Frankfurt beschlossen. Die Kandler feierten das Ende des Krieges mit einem großen Fest, und die Linde wurde ein Zeichen des Friedens.

 Doch die Linde war auch zahlreichen Widrigkeiten ausgesetzt: 1944/45 wurde sie mehrfach von Granaten getroffen, erholte sich jedoch immer wieder. Am 17. Februar 2022, nach 151 Jahren, war es dann endgültig soweit: Starke Windböen verursachten einen Riss, der den gesamten Stamm durchzog, sodass die Linde gefällt werden musste. Das „Herz des Plätzels“ schlug nicht mehr. Mit der neuen Linde wird das Erbe der alten Linde fortgeführt – als lebendiges Denkmal für den Frieden und die Geschichte von Kandel.

Auch Schirmherr Landrat Martin Brandl ging auf die Bedeutung des Friedens für die Gesellschaft, den Wohlstand und den Erhalt der Demokratie ein: „Das haben wir in Europa seit fast 80 Jahren, wir haben Frieden“ und forderte uns zum Innehalten auf. Pfarrer Stanislaus Mach segnete den Baum und erinnerte daran, dass auch auf der ersten Seite der Bibel ein Baum erwähnt wird, nämlich der Baum der Erkenntnis.

Die BiKaGe erklärte die Bedeutung des Mottos „Yggdrasil“. In der nordischen Mythologie verkörpert Yggdrasil das gesamte Universum, es verbindet Himmel und Erde: „Un so wie er Himmel un Erd zammehält, so sorcht ach de Friede immer fer e besserie Welt„ erklärte Klaus Zahneißen. Die Wikinger sehen in dem Baum ein Zeichen für ganzheitliches Leben und Frieden. Karnevalsprinzessin Lena I. wurde in luftige Höhen gehievt. Mit einer Drehleiter der Feuerwehr schwebte sie in Begleitung des stellvertretenden Wehrführers Thorsten Dries zur Linde, um die noch festgebundene Krone zu befreien. Schließlich wurde der Baum getauft: Stadtspitze, Landrat und Elferrat schritten zur Gießkanne, weil die Linde aus Baden-Württemberg stammt wurde sie mit einen paar Spritzern Pfälzer Schorle gegossen: „Damit er auch weiß, dass er jetzt in der Pfalz steht“, sagte Stadtbürgermeister Michael Gaudier. Ein Lindenbild des Kandeler Künstlers Benjamin Burkhard wurde versteigert. Nach eifrigem Bieten wurde das Werk für stolze 1.444 Euro ersteigert. Der Erlös geht an den Lindenfond. Nach dem offiziellen Teil wurde gefeiert. Für das leibliche Wohl, die Bewirtung und eine ausgelassene Karnevalsstimmung sorgte die BiKaGe.